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Creation + Photography, so wie ich sie verstehe und bewerte, erfordert eine
tiefe und inhaltlich substanzielle Auseinandersetzung mit Mensch und Umwelt,
mit Politik, Gesellschaft, Geschichte, Kunst und Kultur. Ja, sogar mit Krisen
und Konflikten.
Photography ist nicht auf die die „lautlose“ Produktion von Bildern reduziert.
Auch wenn genau das den Anschein erweckt.
Fotografien leben von der Geschichte, in dessen Kontext sie entstehen
und den Worten und Empfindungen, die wir finden müssen, um sie zu
erklären. Bilder ohne Kontextverständnis sind für jeden wertlos. Dabei wird
die Perfektion sehr häufig zum unperkten, weil nur Authenzität die not-
wendige Nähe erlaubt. Das trifft besonders zu im Bereich der Dokumentation-
und Reportage-Photography, der Street-Photography und jeder Art von
People-Stories. Portraits.
Fotografien sind nichts, was man konsumiert. Man kann sie immer wieder
betrachten und lesen. Aus Fotografien ergeben sich Fragen. Man kann
Assoziationen herstellen oder Rückschlüsse ziehen. Man kann sich
erinnern, über sie reden und über ihre Entstehung sprechen.
Photography mit Relevanz erfordert Wahrnehmung, Auseinandersetzung
und die Fähigkeit Dinge zu sehen, um die Perspektive zu ändern.
Photography + Creation ist kein Job. Man macht es als eine Art Mission, oder
läßt es besser bleiben. In jedem Fall ist es immer eine Entwicklung und ein
Leben, nachdem sich irgendwann alles ausrichtet. Und je älter man damit wird,
umso mehr reift eine inner Lifestory und ein gewisser Lebensstil. Nicht zuletzt
prägt all das aber auch die Art und Weise, wie jemand arbeitet und mit was er
sich beschäftigt.
Die Photographer, die ich kenne, sind eher Einzelgänger.
Sie treffen ihre Entscheidungen, denken tiefgründig und lassen sich
nur sehr ungern von einer Routine ablenken, die für sie und den
Auftrag funktioniert. Denn in der Regel bleibt der Beweis schuldig, dass
ein anderer Weg der bessere ist. Meinung ist „Small talk“ ohne echte
Relevanz und Einfluß auf das Geschehen. Und jeder hat da eine andere
Wahrnehmung, wobei die Fähigkeit zur Wahrnehmung der Schlüssel ist.
Ich persönlich empfehle jedem, der nicht nur Fotografie, sondern auch
Fotografen und Kreative besser verstehen will, Biografien zu lesen. Es sind
Ereignisse, Zufälle und Begegnungen, die diese Leben nachhaltig beeinflussen
und prägen. Nur Biografien erklären, warum jemand wo und wie hingekommen
ist. Universitäts- und Bachelorabschlüsse sind es jedenfalls nicht.
Was aber Photographer und Kreative mit Relevanz eint ist, dass sie
„Worte finden“. Sie verstehen und interprätieren, was sie sehen, erklären
und begründen. Sie wissen, was sie tun, wie und warum? Und sie entwickeln
eine Gefühlswelt, die für Außenstehende manchmal nur schwer zugänglich
und zu vermitteln ist. Diese Gefühlswelt aus Intuition und Instinkt,
Rationalität und Vernunft ist treibende Kraft, weshalb man es akademisch
nicht wirklich erlernen kann. Insofern stellt mich die Art und Weise, wie heute
Kreative durch HR Manager angeheuert werden, vor echte Rätsel.
Die anspruchsvollen und täglichen Erfordernissen prägen das Leben
und nicht umgekehrt, in dem man die Anforderungen pragmatisch seinem
Leben anzupassen versucht. Das ist nicht selten ein sehr schmerzhafter und
auch verlustreicher Prozess. Und einmal ernsthaft begonnen, ist er kaum
umkehrbar. Dafür erfordert er zu viel Disziplin und Konsequenz. Und
trotzdem. Wer kreativ arbeitet, muss sich ständig verändern können.
Es dauert Jahre und vielleicht auch Jahrzehnte, bis aus einzelnen
Fragmenten eine zusammenhängende Geschichte wird, die man
irgendwann einmal als „kreative Identität“ bezeichnen kann.
Ein paar einzelne Bilder oder Text-Fragmente reichen da nicht aus.
Selbst wenn sie gut oder sogar beeindruckend erscheinen. Für mich
ist Fotografie und Text Ausdruck von Gedanken und meiner ganz
persönlichen Wahrnehmung. Das muss auch nicht jeder verstehen.
Heute weiß ich, dass mein Leben und meine Arbeit in drei Head-
lines zu fassen ist. Und ich bin froh, an diesem Punkt angekommen zu sein.
Denn diese Headlines geben mir persönlich dauerhaft Richtung und
Orientierung. Sie erinnern mich daran, wer und was ich bin. Und das
nicht für andere, sondern in erster Linie mal für mich selbst.
Mehr braucht es nicht. Mein Leben als Photographer + Creative,
oder das, was bis dahin funktioniert hat, noch immer funktioniert
niemals funktionieren würde, und womit ich gescheitert bin, erlaubt
mir heute ein gewisses Resümee zu ziehen. Mit Ende 50.
Reduced
Ich lebe und liebe den qualitativen Minimalismus. Ich arbeite
mit dem jeweils gebotenen Aufwand und der gebotenen Sorgfalt. Aber
ich brauche keine Komfortzone mehr, um so etwas wie Zufriedenheit oder
Lebensglück zu empfinden.
Focussed
Wer für ein bestimmtes Ziel lebt, arbeitet oder es anstrebt, muss sich
bedingungslos einlassen können und wollen. Die Umstände können
nur eine untergeordnete Rolle spielen. Sonst ist es nicht
ernst gemeint. Wer kreativ arbeitet, muss sich verändern können, sofern
das irgendwie Sinn macht.
Sowohl das Leben selbst, als auch die Inhalte, als Teil meines
Lebens fordern die Interaktion mit Menschen und Momenten. Es gibt
selten eine zweite Chance. Was zählt ist das Ergebnis und vielleicht
eine neue Erfahrung. Fokkusiert sein erlaubt keine Ablenkung durch
banale Nebensächlichkeiten.
I think. I write. I watch. I learn and understand. I photograph.
I am focussed.
Intensive
The creativity of a photographs and words
…beschert mir persönlich heute die intensivsten Momente. In der Regel
stehen für Bilder nur wenige Augenblicke zur Verfügung. Alles kann sich
im Bruchteil einer Sekunde verändern.
Unerwartete Ereignisse während einer Dokumentation oder eines Portraits
intensivieren die Wahrnehmung für Ausdruck, Sprache, Formulierungen
und Szenen. All das gibt mir das Gefühl einer ständigen Weiter-
entwicklung, liefert die notwendige Inspiration und braucht intellektuelle
und kreative Freiräume.
Shanghai, Atelier Juni 2018
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(2018) Interview Scene SMG Media Group, Shanghai (Atelier Shanghai), about foreign
Shanghai Photographer. Original: Audio-Visuell English. Verfasste Übersetzung Deutsch.
published in „China daily“
Zitat: CvdE
„Wer sich nicht für Geschichte
interessiert, wird die Gegenwart
nicht verstehen und die Zukunft
nicht gestalten können.“
Grundätzlich entstehen bei
mir Bilder im Kopf und technisch
in der Camera. Aber niemals
am Computer.
Cover
„German Photographer, Executive Creative and
Journalist deals with questions of representation
and perception in commercial/noncommercial
but also in artistic portrait photography, people
and brand stories.
Christian
von der Eltz